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Liebesspiele, Tag 3

Sie schlug die Augen auf. Da lag er. Siegfried in seiner ganzen Pracht, ganz nah und schnarchend neben ihr. Sie waren nach dem Gyros bei dem kleinen Griechen am Rathaus zu ihr gefahren. Sie freute sich darüber, denn sie liebte die staunenden Augen der Männer, wenn sie ihr Zuhause sahen. Auch Siggi hatte, nach ihrer Aufforderung, anerkennende Worte für ihren ganzen Stolz, ihre schicke Wohnung, gefunden, bevor sie sich ihm hingab.

Während er ihr die Bluse aufknöpfte, hatte er ihr zugeflüstert, das er solcherlei nie in der ersten Nacht mache. Er sei der Romantiker und sie für ihn nicht die schnelle Nummer, sondern er sähe sich am Ziel seiner Wünsche. Sie sei die, die er schon immer gesucht habe. Gut hatten sie getan, diese Worte und im gleichen Moment war ihr klar, sie war weg vom Markt der hässlichen Eitelkeiten. Nie mehr würde sie die Brandmarkung ‚Single’ beim Beziehungsstatus eintragen müssen, und ihr Kinderwunsch würde endlich kurz vor zwölf erfüllt werden. Und während sie dies dachte, hauchte sie ihm ein „Ach, Siggi, du …“ Schatz hatte sie sagen wollen, beließ es aber bei einem zart gehauchten „Hmhm“, sie wollte nicht zu dick auftragen. Sie hatte noch ihr ganzes restliches Leben Zeit, ‚Schatz‘ zu ihm zu sagen. Sie hatten es getan, schon auf dem Sofa, später gab es Nachschlag im Bett. Herrlich, wenn man so gut harmonierte, war es doppelt schön.

Vorsichtig verließ sie ihr Bett. Sie als Frühaufsteherin wollte ihm, dem erfolgreichen Manager in der metallverarbeitenden Industrie, das sonntägliche Ausschlafen gönnen. Später würde sie ihm Eier mit Speck machen, das einzige Gericht, dessen Garpunkt sie kannte. Während sie ihr Notebook hochfuhr und die erste Tasse Kaffee bei einer Zigarette genoss, holte sie tief Luft. Herrlich war er, ihr Start als gebundene Frau. Gleich im Flog würde sie mit einer gutgelaunten Doppeldeutigkeit auf ihren neuen Beziehungsstatus hinweisen. Für ihren Humor wurde sie von allen geliebt, das wusste sie. Ob sie ihr Profil schon ändern sollte? Nein, dafür war morgen auch noch Zeit. Sie löschte zunächst mal nur den Suchstatus in der Hoffnung, dies würden ihre Profilbesucher sofort bemerken und nachfragen. Sie lächelte entspannt und sann in Gedanken schon über mögliche Antworten nach.

Wer war denn schon online? Mittels copy&paste-Tasten schrieb sie an alle ihre allerallerbesten Freundinnen im Dialog ein „Kann leider nicht telefonieren, er schläft noch, lächel“. Das musste reichen, für mehr war später immer noch Zeit. Ihr allerallerbester Freund Helmut hatte mal wieder früh am Morgen einen seiner Kalauer gepostet, sie würde ihm einen Punkt geben, kommentieren, nein, besser nicht, schließlich galt es ihren Ruf als Stilikone nicht zu sehr zu gefährden. Hauptsache einen Punkt, damit war Helmut immer zufrieden. In Kürze würde sie ihn anrufen, sie waren doch schon so lange nicht mehr beim Jugoslawen gewesen. Dort würde sie ihm sagen müssen, dass sie ihn nur noch treffen würde können, wenn Siggi das erlauben würde. Sie war gerne so ganz Frau in der Liebe und hörte immer auf die Stimme des Herrn.

Siggi schlug die Augen auf und sah missmutig die vielen Engel in allen Größen auf dem Nachtisch an. Er ärgerte sich, denn normalerweise ging er vor dem Frühstück. Nun würde er sich wieder unterhalten müssen. Aber im Bett, ja, da hatte es gestimmt. Siggi dachte an eine Wiederholung. Mittwochs war sein freier Tag auf dem Schrottplatz seines Schwagers. Der ideale Tag für einen guten Ritt.

 
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Verfasst von - März 15, 2011 in Internettes

 

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